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{{postCount}} Die Welt der Kelten
© Achim Mende
Keltenland

Die Welt der Kelten

Mit einer Keltenkonzeption will Baden-Württemberg sein kulturelles Erbe erlebbar machen. Die ersten Förderprojekte wurden inzwischen bereits umgesetzt

Quick Wins

Vielfältige Keltenorte:
Unter den vielen Keltenstätten hat das Land einige herausragende Orte als Förderprojekte ausgewählt.

Vermittlung:
Die Herausforderung besteht darin, das Erbe, das oft nicht sichtbar ist, mit modernen Mitteln erlebbar zu machen.

Heuneburg im Fokus:
An der Heuneburg, der ältesten keltischen Stadt nördlich der Alpen, soll bis 2027 eine Keltenerlebniswelt entstehen.

Auf einem nachgebauten keltischen Wagen unternehmen Besucherinnen und Besucher eine virtuelle Reise in die Vergangenheit und zu einer Siedlung, die vor mehr als 2.000 Jahren entstanden ist. Die Fahrt zählt zu den Highlights des Heidengrabenzentrums, das zwischen Erkenbrechtsweiler, Hülben und Grabenstetten liegt – genau dort, wo einst eine große spätkeltische Siedlung lag. Mit 17 Quadratkilometern gilt sie heute als größte befestigte Keltenanlage in Europa. „Wir haben kein Forum Romanum“, erklärt Caroline Breitenbücher, Leiterin der Geschäftsstelle Heidengrabenzentrum. Die Kelten haben auf der Alb mit Holz gebaut, das sich nicht so gut hält wie die römischen Steine. „Deshalb müssen wir sichtbar machen, was man nicht sehen kann“, sagt sie.

Hinzu kommt, dass es im Gegensatz zu den Römern, die dank Asterix jedes Kind kennt, nicht so leicht zu vermitteln ist, wer die Kelten waren. Es gab kein einheitliches Volk, sondern mehrere Stämme, die von 800 vor Christus bis zu Christi Geburt in Mitteleuropa lebten und kulturelle Gemeinsamkeiten besaßen.

Die Heuneburg ist die älteste keltische Stadt nördlich der Alpen.

Dr. Moritz Lange – Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg

Die Zeit der Kelten wird physisch erlebbar

Das Heidengrabenzentrum, das wie ein keltischer Grabhügel in der Landschaft liegt, arbeitet dabei mit Nachbauten und mit Avataren, die am Bildschirm aus ihrem Leben erzählen. Das im Juni 2024 eröffnete Museum ist Teil der Keltenkonzeption des Landes. Ministerpräsident Winfried Kretschmann ist „die Vermittlung dieses einzigartigen kulturellen Erbes an ein breites Publikum“, wie auf der eigens eingerichteten Keltenland-BW-Website zu lesen, ein Herzensanliegen. Dafür wurden aus mehreren Hundert Keltenstätten einige als Förderprojekte ausgewählt. Das Heidengrabenzentrum zählte in den Sommerferien täglich zwischen 300 und 400 Gäste. „Wir haben selbst gestaunt“, sagt Caroline Breitenbücher. Angela Keller, Projektmanagerin Städte und Kultur bei der Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg (TMBW), sieht auch durchaus Potenzial bei diesem Thema: „Bisher sind viele Keltenorte sehr schwer greifbar. Nun wird die Zeit physisch erlebbar gemacht – und dadurch auch touristisch vermarktbar.“ Die TMBW bringt sich jetzt schon beratend bei der Keltenkonzeption ein, der große Aufschlag ist allerdings erst für 2027 geplant, wenn die Heuneburg bei Herbertingen umgestaltet ist. „Sie wird als Stätte mit der größten Bedeutung der zentrale Ausgangspunkt sein“, sagt Keller. Die Heuneburg gab auch den Anstoß zur Keltenkonzeption. „Als älteste keltische Stadt nördlich der Alpen hebt sie sich nicht nur durch ihre Größe hervor, sondern auch durch ihre herausragenden Funde“, erklärt Moritz Lange, Projektleiter Keltenerlebniswelt Heuneburg bei den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden- Württemberg (SSG). Seit 2020 sind die SSG Träger der Heuneburg, eines im 6. Jahrhundert vor Christus entstandenen Machtzentrums, das hoch über der Donau liegt und Handelskontakte bis in den Mittelmeerraum pflegte.

© Landesmuseum Württemberg, Christoph Duepper
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Gut zu Wissen: Neue Phase in der Keltenkonzeption

Das Land Baden-Württemberg hat 2019 die Keltenkonzeption entwickelt. Mit einigen Projekten, die in diesem Jahr abgeschlossen wurden, hat laut Kunstministerium eine neue Phase der Konzeption begonnen. Zu den 2024 eröffneten Stätten zählt das modernisierte Keltenmuseum in Hochdorf, in dessen Zentrum ein Fürstengrab aus dem 6. Jahrhundert vor Christus steht. Die Ausstellung wurde um digitale Vermittlungsangebote ergänzt. Gefördert wurde auch ein Fahrrad-Rundweg zu Keltenstätten in verschiedenen Gemeinden der Umgebung. Im Juni folgte das Heidengrabenzentrum. Neben dem Museum gibt es dort einen Aussichtsturm, ein Erlebnisfeld, auf dem man Grabungen beobachten kann, und einen Wanderweg, der ein Gefühl für die Größe der Siedlung vermittelt. Im September feierte dann die Stadt Bopfingen die Eröffnung ihrer erweiterten Freilichtanlage am Ipf. Außerdem hat das Franziskanermuseum Villingen-Schwenningen eine Augmented-Reality-App entwickelt und das Archäologische Museum Colombischlössle in Freiburg für junge Besucher die App „KeltenKids“.

Von Augmented Reality bis Living History

In den kommenden Jahren soll dort eine Keltenerlebniswelt entstehen. Der Talhof, der unterhalb der archäologischen Stätte liegt, wird zum modernen Besucherzentrum mit Wechselausstellungen umgestaltet. Auch die kostbaren Funde aus dem nahe gelegenen Gräberfeld Bettelbühl sind dort zu sehen. Eine digitale Rekonstruktion der Heuneburg werde im Herbst fertiggestellt, so Lange, eine App mit Augmented-Reality-Funktion folge. Überdies sind Kostümführungen und Living-History-Feste geplant. So soll sich die Heuneburg zum attraktiven Ganztagesausflugsziel entwickeln. „Wir erhoffen uns eine erhebliche Steigerung und Erweiterung unserer Besucherzahlen“, erklärt Lange. Mit der Keltenkonzeption soll das reiche Erbe erfahrbar gemacht werden – „als gemeinsame Vergangenheit aller Landesteile und als länderübergreifendes europäisches Phänomen, zu dem die ehemaligen Keltenstätten im heutigen Baden-Württemberg einen fundamentalen Beitrag geleistet haben“, wie Jessica Grammer ausführt. Doch gerade die Tatsache, dass die Kelten über 800 Jahre hinweg an zahlreichen Orten ihre Spuren hinterlassen haben, macht es schwieriger, die Blicke auf Baden-Württemberg zu lenken. „Wir stehen bei dem Thema in Konkurrenz zu anderen Ländern“, erklärt auch Angela Keller von der TMBW, „da brauchen wir die Heuneburg als zentrales Museum, das zum Hotspot auf der touristischen Landkarte werden soll.“

Informationen zu den Keltenstätten, zum kulturpolitischen Konzept und weiteren geförderten Projekten im Land hat das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg auf seiner Keltenland-Website versammelt.

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