Vier große Marktforschungsinstitute prägen die touristische Forschungslandschaft in Deutschland. Mit bekannten Studien wie der Reiseanalyse oder dem Destination Monitor Deutschland liefern sie entscheidende Daten zum Reiseverhalten
dwif-Consulting in München/Berlin: Die Allrounder mit langer Tradition
1950 gegründet, hat sich das dwif über Jahrzehnte hinweg einen Ruf als Spezialist für Forschung und praxisnahe Beratung im Deutschland-Tourismus erarbeitet. Die Abkürzung steht für „Deutsches Wirtschaftswissenschaftliches Institut für Fremdenverkehr“. Es hat seinen Sitz in München und Berlin.
Vier Schwerpunkte umfasst die Arbeit des Unternehmens, das heute „dwif-Consulting“ heißt: Das Destinationsmanagement mit der Entwicklung von Zukunftskonzepten, die Infrastrukturentwicklung und Betriebsberatung, die Erstellung ökonomischer Analysen über die wirtschaftliche Relevanz des Tourismus sowie eben die Marktforschung.
Bekannt ist das dwif unter anderem für seine umfangreichen Studien zum Thema Tagestourismus, einem Bereich, der in seiner Bedeutung oft schwer einzuschätzen ist. Über ein deutschlandweites Online-Panel wird jährlich das Tagesreiseverhalten (Ausflüge und Geschäftsreisen) von etwa 15.000 Deutschen zwischen 14 und 75 Jahren untersucht.
Von hoher Relevanz ist auch die dwif-Marktforschung über die ökonomische Bedeutung des Tourismus („Wirtschaftsfaktor Tourismus“). Was bringt der Reiseverkehr finanziell, wer profitiert davon und wo muss investiert werden? Die Zahlen werden dabei sowohl regional als auch ortsspezifisch erhoben. Schließlich werden über den Qualitätsmonitor Deutschland-Tourismus bundesweit Übernachtungsgäste (Freizeit und Business) zu ihrem Aufenthalt in gewerblichen und privaten Quartieren befragt. dwif.de
Der Geograf ist Geschäftsführer und Leiter der Marktforschung am Standort Berlin. Zu seinen Schwerpunkten zählen das Tourismusmonitoring, die Organisationsberatung und der Städtetourismus.
Das Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa (NIT) mit Sitz in Kiel kümmert sich seit seiner Gründung 1992 um die Reiseanalyse (RA). Sie analysiert das Reiseverhalten der Deutschen, aufgeschlüsselt nach Kurzreisen (zwei bis vier Tage) und Haupturlaubsreisen (ab fünf Tagen) und ist eine der führenden und am meisten beachteten Untersuchungen der Reisebranche. Die Reiseziele im In- und Ausland sind dabei nach Ländern aufgeschlüsselt, und immer wieder wird auch thematisch nach Reisevorlieben gefragt.
Jährlich wurde die Reiseanalyse auf der ITB in Berlin vorgestellt. Seit der Coronapandemie werden die Ergebnisse online publiziert. Auftraggeber der Reiseanalyse ist die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) als Trägerverein. Das NIT ist dabei sowohl für die Organisation der Studie als auch ihre wissenschaftliche Aufbereitung und Weiterentwicklung verantwortlich.
Die Reiseanalyse untersucht außerdem zahlreiche Sonderthemen wie Geschäftsreisen oder Fahrradreisen. Destinationen können sich auch hieran beteiligen und Detailinformationen erhalten – etwa zum Reiseverhalten der Menschen aus Baden-Württemberg oder zu den Vorlieben für die Auswahl von Tagungshotels im Rahmen der RA Business.
Darüber hinaus kümmert sich das NIT um weitere Marktforschungsprojekte im Tourismus wie etwa Gästebefragungen, Einwohnerbefragungen oder Zielgruppenstudien und arbeitet an der Entwicklung neuer Messmethoden im Qualitätstourismus. nit-kiel.de
Diplom-Geograf Ulf Sonntag ist seit 2002 beim NIT und seit 2022 dessen Geschäftsführer. Er verantwortet auch die Reiseanalyse. Wenn er selbst reist, ist er am liebsten auf dem Wasser unterwegs
Consumer Panel Services GfK in Nürnberg: Das Team hinter dem Destination Monitor
Die Consumer Panel Services GfK mit Sitz in Nürnberg zählt zu den größten Marktforschungsinstituten der Branche. Als Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) gegründet, wurde sie vor allem durch die Ermittlung der TV-Einschaltquoten bekannt.
Eine gewisse Berühmtheit erlangte im Rahmen der GfK-Konsumgüter-Forschung auch die Gemeinde Haßloch in der Pfalz. Sie hatte alle Durchschnittsqualitäten und diente von 1986 bis 2021 als Testfeld für neue Produkte: Was in Haßloch ankam, ließ sich auch in anderen Teilen der Republik verkaufen.
Touristisch von Bedeutung ist der von der GfK veröffentliche Destination Monitor Deutschland: Der analysiert jährlich alle inländischen Übernachtungs- und Tagesreisen. Grundsätzlich wird dabei zwischen Geschäftsreisen und Privatreisen unterschieden, erfasst werden Reiseaktivitäten der deutschen Wohnbevölkerung ab 50 Kilometern. Es handelt sich um eine repräsentative Stichprobe von etwa 17.000 deutschen Haushalten mit 34.000 Personen nach der Panel-Methode. Abgefragt werden dabei Faktoren wie Buchungsverhalten, Reiseverhalten, Reiseplanung, Informationssuche und Zufriedenheit. Die Studie existiert bereits seit 2009 und wurde zusammen mit der Fachhochschule Westküste und den Bundesländern entwickelt und verfeinert – darunter auch Baden-Württemberg.
Die Consumer Panel Services GfK ist heute Teil der YouGov-Gruppe, einem im Jahr 2000 gegründeten international tätigen Marktforschungsunternehmen mit Hauptsitz in London. gfk.com
Ansprechpartnerin für den Destination Monitor ist Ramona Ottmann. Die studierte Geografin hat sich auf die sozialwissenschaftlichen Aspekte des Tourismus spezialisiert
Inspektour in Hamburg: Sympathie und Markenstärke von Destinationen
Die Inspektour GmbH mit Sitz in Hamburg wurde 2002 von Ralf Trimborn gegründet. Er ist alleiniger geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens für Tourismus und Regionalentwicklung. Sein Team umfasst 18 festangestellte Mitarbeitende mit einem breiten wissenschaftlichen Hintergrund. Bundesweit wurden rund 500 Projekte in den Bereichen Konzept- und Strategieentwicklung, Marktforschung, Regionalmanagement und Prozessbeteiligung durchgeführt.
Mit der für den Tourismus relevanten Studienreihe „Destination Brand“ werden seit 2009 jährlich repräsentative Daten zur Wahrnehmung von Destinationsmarken erhoben. Wo liegen die Sympathiewerte, mit welchen Themen bringt man eine Region in Verbindung, welche Erwartungen hat man, wenn man dorthin reist?
Im Fünf-Jahres-Rhythmus und mit einem jährlich wechselnden Schwerpunkt wird in zehn Quellmärkten die Wahrnehmung der Reiseziele abgefragt: Markenstärke, Themenkompetenz, Profileigenschaften, Spontan-Assoziationen sowie Image als Tourismus- und Lebensraum. Dabei geht es in den ersten vier Jahren um die Gäste, also die Nachfrageseite. Im fünften Studienjahr jedoch erfolgt ein Perspektivwechsel: Die Einheimischen werden zu ihrem Selbstbild von der Region als Reiseziel befragt. Aus den Ergebnissen der einzelnen Teilstudien wird dann ein ganzheitliches Destinationsbild erstellt. Inspektour führt die Studienreihe Destination Brand jährlich für 150 deutsche und internationale Reiseziele durch. inspektour.de
Ansprechpartnerin für die Studienreihe Destination Brand ist Ellen Böhling. Sie arbeitet seit 2014 für Inspektour und fungiert überdies als Business-Coach