Eine wichtige Quelle für den Tourismus ist die Beherbergungsstatistik. Doch wie kommt sie eigentlich zustande?
Rechtliche Grundlage:
Im Beherbergungsstatistikgesetz ist die Meldepflicht für Betriebe und die Verarbeitung der Daten bundeseinheitlich geregelt.
Reiseanlass unbekannt:
Erfasst wird alles von der Landes- bis auf die Ortsebene. Eine Unterscheidung nach Urlaubs- und Geschäftsreisen gibt es aber nicht.
Neue Kennzahlen:
Die Beherbergungsstatistik war lange die Messgröße. Erst in jüngster Zeit erfährt sie – Stichwort Qualitätstourismus – eine Relativierung.
Auch in Baden-Württemberg schicken die touristischen Betriebe Monat für Monat ihre Zahlen an das Statistische Landesamt (StaLa), eine Landesoberbehörde, die dem Finanzministerium zugeordnet ist. Dort gibt es ein Referat Dienstleistungen, Tourismus, Handwerk, das monatsgenau eine Beherbergungsstatistik herausbringt. Sie ist bis heute ein wichtiger Indikator für den touristischen Erfolg.
Die Beherbergungsstatistik erfasst Ankünfte und Übernachtungen in gewerblichen Betrieben ab zehn Gästebetten beziehungsweise Stellplätzen im Campingbereich. Bis zum fünften Tag des Folgemonats sind die Betreibenden aufgefordert, eine Meldung abzugeben. Passiert das nicht, werden sie vom Statistischen Landesamt daran erinnert.
Die meisten liefern pünktlich. Dabei hilft ein Online-Portal, mit dessen Hilfe die Statistikfachleute bei der Fellbacher Behörde ihre Monats- und Jahresbilanzen erstellen. Bis es so weit ist und alle Angaben geprüft und verarbeitet sind, vergehen im Durchschnitt 45 Tage: Die Zahlen für den Juli werden also Mitte September veröffentlicht, die für Oktober Mitte Dezember.
Dazwischen liegen mehrere Arbeitsschritte wie etwa die Plausibilitätsprüfung. Sind die Angaben in sich logisch? Entsprechen sie der gemeldeten Zahl der Gästebetten? Schnell ist mal eine Null zu viel eingegeben oder ein Wert in die falsche Spalte gerutscht. Schließlich geht es darum, in den vorgegebenen Rubriken zusammenzurechnen und die Statistik zu erstellen.
Untergliedert wird nach Landesebene, Kreisebene und Gemeindeebene. So kann tatsächlich jedes Bürgermeisteramt in jeder selbstständigen Kommune erfahren, wie seine Übernachtungsbetriebe in der Summe abgeschnitten haben. Gelistet werden außerdem die wichtigsten Reiseregionen wie zum Beispiel Schwarzwald, Schwäbische Alb und Bodensee.
Die Beherbergungsstatistik sagt auch etwas über die Herkunft der Gäste aus: Wer kommt aus dem Inland, wer aus dem Ausland? Bei Letzterem werden sogar die einzelnen Herkunftsländer genannt, beim Inland wird allerdings nicht nach Bundesländern unterschieden. Was die Beherbergungsstatistik ebenfalls nicht sagt: Ob jemand beruflich oder privat unterwegs ist. Eine Aufteilung zwischen Geschäfts- und Urlaubsreisen gibt es hier nicht, was ihre Aussagekraft für den Bereich Freizeit und Tourismus etwas einschränkt.
Veröffentlicht wird die Statistik im Monatsrhythmus über verschiedene Kanäle. Dazu gehören natürlich das Internet und die Website des Statistischen Landesamtes, die Statistischen Monatshefte, Pressemeldungen und eine Jahrespressekonferenz. Sämtliche Daten sind in aller Regel kostenlos und frei zugänglich. Wer weitere, nicht publizierte Informationen will, kann direkt beim Statistischen Landesamt nachfragen.
Was man dort aber nicht bekommen wird, sind Angaben zu einzelnen Hotelbetrieben. „Das unterliegt der Geheimhaltung und dem Datenschutz“, sagt Eloise Heinze, Referatsleiterin Tourismus beim StaLa. Aus der Beherbergungsstatistik soll kein Rückschluss auf den wirtschaftlichen Erfolg oder Misserfolg eines Hotels oder Campingplatzes möglich sein.
Die Beherbergungsstatistik erfasst auch die Zahl der vorhandenen Gästebetten und wie viele Häuser vorübergehend oder dauerhaft geschlossen sind. Dazu muss man allerdings erst einmal wissen, wie viele Übernachtungsbetriebe es überhaupt gibt. Die meisten melden sich bei Eröffnung selbst beim Statistischen Landesamt oder werden von den Kommunen gemeldet. „Die Gemeinden haben ein Interesse daran, dass die Angaben vorliegen“, sagt Eloise Heinze. Schließlich hängt davon auch die Tourismusförderung ab, die sie bekommen.
Geht doch mal der eine oder andere Betrieb durch die Lappen, gibt es die Methode des sogenannten Web-Scrapings, des gezielten Auslesens von Daten aus dem Netz: Ein Algorithmus durchsucht das Internet nach Hotels und gleicht sie mit den vorhandenen Angaben ab. Damit am Ende eine Beherbergungsstatistik herauskommt, die sowohl zuverlässig als auch vollständig ist.
Rund um die amtliche Beherbergungsstatistik bietet das Statistische Landesamt ein umfangreiches Informationsportal mit Daten, Zeitreihen, Tabellen und Analysen.